Heute ist mein letzter Tag in Barcelona. Nach drei Jahren verlasse ich die Stadt, um im Süden von Spanien in ein Haus in den Bergen zu ziehen. Wie bei jedem Umzug gibt es am letzten Tag noch viel zu tun.
## Co-Working-Space
Als Erstes will ich meine Mitgliedschaft im Co-Working-Space kündigen. Wenn ich meine Zugangskarte heute nicht abgebe, bekomme ich meine Kaution nicht zurück. Um Punkt 9 stehe ich am Eingang am Hafen und nicke dem Wachmann zu. Er winkt mich durch und ich laufe zum letzten Mal den Pier entlang zum Bürogebäude.
Als ich in Barcelona als Freelancer anfing, brauchte ich einen Ort zum Arbeiten, der nicht mein Küchentisch oder mein Sofa war. Ich erinnere mich, wie ich in den ersten Monaten jeden Morgen früh dort ankam, mir einen Kaffee aus der Nespresso Maschine zog und zu schreiben begann. Es war dann noch still und im Winter dunkel. Im Sommer kam ich erst am Nachmittag, wenn es so heiß war, dass man es nirgendwo sonst aushielt. Die Morgenstunden waren gut, um Texte zu schreiben und am Nachmittag editierte man am besten.
An diesem Morgen, meinem letzten in Barcelona, gebe ich meine Karte an der Rezeption ab und setze mich anschließend noch einmal auf die Terrasse. Bevor es weitergehen kann, steht ein Team-Call an. Ich ziehe meinen Laptop aus dem Rucksack, verbinde meine Kopfhörer und trete dem Meeting bei. Meine Kollegen warten schon als kleine Gesichter am Bildschirmrand in Räumen, die ich nicht kenne, in denen ich nie war.
Jemand teilt seinen Bildschirm und wir besprechen einige „Issues“, die in der letzten Woche aufgekommen sind. Dann folgen wir der Agenda. Heute diskutieren wir, wie wir unseren Delivery Time verbessern können. Wir sammeln Ideen und formen Action Points, die wir untereinander verteilen. Nach einer Stunde ist das Meeting zu Ende, meine Kamera schaltet sich aus und ich bin wieder alleine. Aber nicht lange, denn heute ist mein letzter Tag und es gibt noch einiges zu tun.
## Brand-Store
Das Haus in den Bergen, in das ich ziehen will, hat keine Glasfaserverbindung. Dort gibt es nur mobiles Netz, also muss ich mir noch eine Internetverbindung zulegen, um am Leben teilnehmen zu können.
Zuerst muss ich aber den alten Vertrag kündigen. Am Plaça de Catalunya hat mein Mobilfunkanbieter einen Brand-Store, in dem ich auch ohne große Verzögerung einem Mitarbeiter zugewiesen werde. Er erklärt mir, dass ich meinen Vertrag nur telefonisch kündigen kann. Anschließend kann ich meinen alten Router im Store abgeben und einen neuen Mobilfunkrouter für das Haus in den Bergen mitnehmen.
Ich lasse mir von ihm die Nummer des Kundenservice geben und folge dann erst den Anweisungen des automatischen Anrufbeantworters und schließlich denen des Call-Center-Mitarbeiters. Es gibt natürlich ein Problem und ich reiche das Telefon dem Mitarbeiter im Store, der gemeinsam mit seinem Kollegen mein Problem zu lösen beginnt.
Während die beiden auf Spanisch diskutieren, betrachte ich die neuesten Smartphones und Next-Gen Spielekonsolen, die im Raum ausgestellt stehen. Sie glänzen und scheinen im Neonlicht wie alle neue Technik, bis sie nicht mehr neu ist und ihre Nachfolger die Regale füllen.
Meine ersten Texte als Freelance Writer habe ich noch per Hand skizziert und von Freunden Korrekturlesen lassen. Mittelwelle begleiteten mich Maschinen bei jedem Schritt des Prozesses. Gelernt habe ich in der Grundschule noch das Nachschlagen von Wörtern im Duden und mittlerweile kopiere ich den geschriebenen Text einfach in den Duden-Mentor und die Software zeigt mit automatisch meine Fehler und macht Korrekturvorschläge. Mit Keyword-Tools finde ich den Suchbegriff, auf den mein Text optimiert sein soll. SEO-Assistent-Tools bewerten, wie gut die Chancen meines Textes sind, um bei Google ganz oben zu ranken und Plagiatssoftware zeigt mir, ob mein Text auch zu 100% einzigartig ist.
Und das ist nur der Anfang. Bald füllen sich die Regale wieder und andere, neue Technik scheint und glänzt im Neonlicht. Künstliche Intelligenzen, denen das gesamte Internet als Wissensgrundlage zur Verfügung steht, sind der nächste Stern am Technikhimmel. Als Editor bei Blogtec habe ich bereits gesehen, welchen Unterschied diese Maschinen machen können. Ohne professionelle menschliche Hilfe läuft zwar nichts, aber diese Technik hat die Möglichkeit, die Rolle des Textschaffenden ganz neu zu definieren.
Meine beiden Kundenberater sind verstummt. Ich werde etwas unruhig, denn heute ist mein letzter Tag in der Barcelona und es gibt noch immer einiges zu tun. Darum frage ich nach und man erklärt mir, dass das Problem gelöst sei.
Eine technische Schwierigkeit erklärt mir der Brand-Store-Mitarbeiter.
Die kenne ich, sage ich.
## Taxi / Flughafen
Ich sitze im Taxi auf dem Weg zum Flughafen und beantworte einige Mails auf meinem Telefon. Es ist geschafft. Die Wohnungsübergabe ist abgeschlossen und ich bin frei. Zwischen mir und dem Taxifahrer ist eine Scheibe. Wir tragen Masken. Er hat mir erklärt, dass die Ronda Litoral gesperrt ist und wir deswegen über Poble Sec fahren müssen. Ich vertraue ihm. Es ist sein Job.
Mein Job ist es, unseren Writern Feedback für ihre Texte zu geben. Ich tippe meine Notizen in die Kommentarfunktion unseres Taskmanagers und verlinke den individuellen Writer. Als Editoren treffen wir uns regelmäßig in virtuellen Räumen oder Chatverläufen, um Richtlinien festzusetzen, die für unsere Texte gelten sollen.
- Einzigartigkeit
- Inhaltliche Korrektheit
- Rechtschreibung
- Personalisierung
Trotz abgestimmter Abläufe und vorgegebener Themen soll jeder Text am Ende persönlich klingen. Er soll unseren Kunden vorstellen und Menschen ansprechen. Persönlich soll auch das Feedback sein, das die Writer erhalten. Es soll Positives wie Negatives beinhalten und zum Lernen und zur Teilnahme anregen.
Ich vertippe mich und muss von meinem Telefon aufschauen, als das Taxi in einer scharfen Kurve um das Kolumbus Denkmal biegt. Der Taxifahrer schaut in den Rückspiegel. Über der Maske verziehen sich seine Augen zu einem Lächeln. Er sagt etwas auf Katalanisch, aber mein Verständnis ist schlechter als er denkt, also nicke ich nur an den richtigen Stellen.
Si
Vale
Bueno.
Kommunikation und vor allem persönliche Kommunikation sind wichtig, wenn man im Team arbeitet. Es ist wichtig, dass man sich gemeinsam Ziele setzt und alle an der Entwicklung Teil haben und den Fortschritt sehen. In einem Team, das komplett remote arbeitet, ist das eine große Herausforderung.
Ich bin keinem meiner Kollegen jemals persönlich begegnet, trotzdem sprechen oder schreiben wir fast täglich. Dazu nutzen wir neueste Technik. Sie macht unser Leben einfacher. Sie gibt uns Freiheit. Ich kann meine Arbeit von einem Co-Working-Space am Hafen, aus dem Taxi oder in den Bergen in Andalusien erledigen – es macht keinen Unterschied.
Auf der Grundlage von Technik kann ich mit meinem Team in Kontakt treten und Technik hilft mir dabei, Texte zu lesen und zu verbessern. Sie ist ein Teil von mir, aber ohne mich ist sie nichts. Ohne die Personen, die Menschen, die mit der Technik arbeiten, mit ihr Fehler machen und mit ihr lernen, ist die Technik nichts.
Dieser Grundsatz hat uns dazu bewegt, diese Blogartikelreihe zu versuchen. Wir wollen unser tägliches Arbeiten aus persönlicher Sicht vorstellen und Kontext geben. Kontext für die Produkte, Agenda-Punkte, Meeting-Papers und Wachstumshypothesen, die wir jeden Tag im Team und mit der Außenwelt kommunizieren.
Am Flughafen hebe ich meine Tasche aus dem Kofferraum. Der Taxifahrer und ich geben uns zum Abschied die Hand. Dann rolle ich zum Check-in, durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate. Mein letzter Tag in Barcelona, ein ganz normaler Tag.